Bizepsprobleme der Schulter

Inhalt

Bizepssehnenen Problem der Schulter (SLAP, Bicepstendinitis) 

Einleitung 

Ein Bizepssehnenriss im Bereich der Schulter betrifft in der Regel die lange Sehne des Bizepsmuskels. Der Bizepsmuskel (Musculus biceps brachii) hat zwei Ursprünge: 

  • Der lange Kopf (Caput longum)
  • Der kurze Kopf (Caput breve)

 
Während der kurze Kopf äußerst selten von Rissen betroffen ist, treten Risse des langen Kopfes häufig auf. Diese können durch Abnutzung, Überbelastung oder Stürze entstehen. Die Ursache liegt in der besonderen Anatomie des langen Kopfes, der sich evolutionär durch den aufrechten Gang des Menschen verändert hat. 

Warum ist der lange Bizepskopf anfällig für Risse? 

Der lange Kopf des Bizeps ist an mehreren Schwachstellen gefährdet: 

  1. 90°-Abwinkelung im Oberarmkopfbereich: Diese Veränderung belastet die Sehne mechanisch.
  2. Enge im Sulcus bicipitalis: Ein enger Kanal im Oberarmkopf, durch den die Sehne verläuft.
  3. Ansatz an der Gelenklippe (Labrum): Besonders die obere Gelenklippe (superiores Labrum) ist oft betroffen. Hier kommt es häufig zu einem Einriss, der als SLAP-Läsion (superior labrum anterior to posterior) bezeichnet wird.

 
Auch im Sulcus bicipitalis kann die Sehne reißen, oft in Längsrichtung, was zu einer Spaltung führt. 

Muss ein kompletter Abriss der Bizepssehne operativ behandelt werden? 

In den meisten Fällen ist eine Operation nicht zwingend notwendig, da der lange Kopf des Bizeps nur wenig zur Kraftentwicklung beiträgt. Die Kraft wird hauptsächlich vom kurzen Kopf übernommen. Nach einem spontanen Abriss der langen Sehne: 

  • Dauern die Schmerzen typischerweise zwei Wochen an.
  • Anschließend verbessert sich der Schmerzzustand oft im Vergleich zu vorher.

 
Allerdings führt ein kompletter Abriss zu einer typischen Formveränderung des Bizepsmuskels, bekannt als Popeye-Zeichen. Diese Veränderung ist rein ästhetisch und hat keine funktionellen Nachteile. 

Eine operative Fixierung wird nur in Ausnahmefällen empfohlen, etwa bei Überkopf-Profisportlern, wo die minimale Kraftbeeinträchtigung eine Rolle spielt. 

Wie wird eine Bizepssehnen-Ruptur behandelt? 
Konservative Behandlung 

Die meisten Risse sind partielle Risse und werden ohne Operation behandelt: 

  1. Aktivierungstherapie:
  • Durch gezieltes Training wird die Heilung durch die Bildung von stabilem Kollagengewebe gefördert.
  1. Cortison-Infiltration:
  • Zur Schmerzlinderung, damit das Training durchgeführt werden kann. 

Wichtig: Patienten sollten die Sehne belasten, da dies die Heilung stimuliert. Ruhigstellung ist kontraproduktiv. 

In 70% der Fälle ist keine Operation notwendig. Bei anhaltenden Schmerzen (ca. 30% der Fälle) wird eine operative Behandlung in Betracht gezogen. 

Wie sieht eine operative Behandlung aus? 

Die favorisierte Technik bei einem kompletten Riss ist die subpektorale Bizeps-Tenodese. Dabei wird die Sehne unterhalb des Brustmuskels (pectoralis major) mit einem Metallanker im Knochen fixiert. Vorteile: 

  • Die volle Kraftentwicklung bleibt erhalten.
  • Das Popeye-Zeichen wird vermieden.
 
Nachbehandlung nach einer Bizeps-Tenodese 
  1. Ruhigstellung: Nur für die Zeit der Hautheilung (14 Tage).
  2. Freie Bewegungsübungen: Ab dem 15. Tag möglich.
  3. Kräftigung: Sanfte Belastung (max. 3 kg) ab der 6. Woche.
  4. Vollbelastung: Nach 12 Wochen.
  5. Überkopf-Sportarten: Ab der 16. Woche postoperativ schrittweise beginnen.
Risiken der Operation 

Die Risiken sind minimal, da der Eingriff nur 10–12 Minuten dauert. Mögliche Komplikationen: 

  • Ausreißen der Sehne: Bei vorzeitiger Belastung.
  • Typische Operationsrisiken: Wundheilungsstörungen, Infektionen oder Blutergüsse.