Wann wird eine inverse Schulterprothese implantiert?
- Irreparable Rotatorenmanschettenrupturen: Bei Rissen der Rotatorenmanschette, die nicht mehr reparierbar sind (irreparable Rotatorenmanschettenrupturen, siehe dazu auch das eigene Modul), ist die ursprüngliche und häufigste Ursache, weshalb eine inverse Schulterprothese nach ausgeschöpfter konservativer Therapie und weiterhin hohem Leidensdruck seit gut 40 Jahren) implantiert wird.
- Frakturen: Mittlerweile wurde jedoch aufgrund der erfolgreichen Behandlungsergebnisse die Indikation (der Grund, weshalb eine Operation durchgeführt wird) auf weitere Krankheitszustände, Unfälle oder Unfallfolgen ausgeweitet. So wird beispielsweise seit mehr als 20 Jahren die inverse Schulterprothese auch bei schweren Humeruskopffrakturen, insbesondere bei älteren Patienten, sehr erfolgreich und verlässlich als Therapieoption eingesetzt.
- Auch bei Rotatorenmanschettenrupturen, die theoretisch noch reparierbar wären, aber aufgrund der sehr mühevollen Nachbehandlung (bei insbesondere älteren Patienten, die sich schwer an die lange Ruhigstellungsphase halten können, wird die inverse Schulterprothese implantiert.
- Wechsel von anatomischer Schulter- oder Hemiprothese: Zudem wird nach fehlgeschlagenen anatomischen Schulterprothesen oder Hemiprothesen häufig ein Wechsel auf die inverse Schulterprothese durchgeführt, mit ebenfalls guten und verlässlichen Behandlungsergebnissen.
- Tumor: Auch nach Tumorresektionen, bei denen das Gelenk inklusive der Rotatorenmanschette entfernt werden muss, kann die inverse Schulterprothese eingesetzt werden, um die Überkopffunktion zu erhalten.
Wie kann man sich die Operation der inversen Schulterprothese vorstellen?
Die Operation dauert etwa 90 Minuten. Der Hautschnitt ist ca. 7 -8 cm lang und verläuft leicht schräg im vorderen Schulterbereich.
Ablauf der Operation:
- Es wird zwischen den Muskeln des Deltoideus und des Pectoralis eingegangen, was sehr schonend und atraumatisch ist.
- In der Tiefe wird das Gelenk durch das Abheben der Subscapularis Sehne vom Humeruskopf eröffnet.
- Die lange Bizepssehne wird mittels sogenannter Bizepstenodese am Humerus befestigt, sodass sie nicht im Operationsfeld stört und nach der Operation keine Schmerzen mehr verursachen kann.
- Nach der Eröffnung des Gelenkes wird an der Gelenkpfanne der künstliche Glenosphärenkopf implantiert. Am Schaft wird der Prothesenschaft inklusive Gelenkpfanne eingebracht.
- Durch die sogenannte Medialisierung des Drehzentrums (Verschiebung des mechanischen Drehzentrums hin zur Körpermitte) und die Generierung eines intakten Widerlagers zwischen Glenosphäre und Humerus wird es dem Musculus deltoideus ermöglicht, trotz Abwesenheit der Rotatorenmanschette eine Überkopffunktion wiederherzustellen.
- Der Hautschnitt wird resorbierbaren Nahtmaterial vernäht. Zusätzlich werden Steristrips und ein Duschpflaster angebracht, das für zwei Wochen belassen werden kann. Nach zwei Wochen wird das Pflaster entfernt. Es werden die Fadenenden (falls vorhanden abgeschnitten). Ansonsten ist eine Fadenentfernung bei resorbierbaren Fadenmaterial nicht notwendig. Die Wunde muss zu diesem Zeitpunkt trocken, reizlos verschlossen sein.
Was ist funktionell von einer inversen Schulterprothese zu erwarten?
Große Datenbanken zeigen, dass ein Jahr nach der Operation 95 % der Patienten die Behandlung mit einer inversen Schulterprothese als sehr gut oder gut bewerten.
Hauptgründe für diese positive Bewertung sind:
- Schmerzfreiheit oder signifikante Schmerzreduktion.
- Wiederherstellung der Überkopffunktion.
Was zum jetzigen Zeitpunkt noch schwer zu prognostizieren ist, ist die Wiederherstellung der sogenannten Drehfähigkeit oder Rotationsfähigkeit. Insbesondere die Innendrehbeweglichkeit im Schultergelenk, die benötigt wird, um an das Gesäß oder den Rücken zu greifen, ist derzeit schwer vorhersehbar.
Es gibt Patienten, die eine komplett uneingeschränkte Innendrehfähigkeit aufweisen. Patienten müssen jedoch darüber aufgeklärt werden, dass diese Innendrehfähigkeit gegebenenfalls nicht wiederhergestellt werden oder beeinträchtigt sein kann. Einer der wichtigsten Faktoren dabei ist die Innendrehfähigkeit, die bereits vor der Operation bestanden hat.
Wie sieht die Rehabilitation nach einer inversen Schulterprothese aus?
- Die Schulter wird für 14 Tage in einer Oberarmschlinge ruhiggestellt. In dieser Zeit dürfen leichte passive Bewegungsübungen durchgeführt werden. In den ersten 14 Tagen ist jedoch die Heilung der Haut im Vordergrund.
- Sobald die Haut reizfrei verheilt ist, darf nach zwei Wochen mit passiven und aktiv assistierten Bewegungstherapien ohne Belastung begonnen werden.
- Nach sechs Wochen (ab der siebten Woche postoperativ) darf mit sanfter Kräftigung begonnen werden.
- Ab zwölf Wochen postoperativ kann zur Vollbelastung übergegangen werden.
Nach zwei Wochen kann die Schlinge abgelegt werden. Während der Tragezeit der Schlinge dürfen Patienten nicht Autofahren.
Wie lange hält eine inverse Schulterprothese?
Daten aus großen Prothesenregistern, wie dem australischen Register, zeigen:
- Nach zehn Jahren haben 93 % der Patienten noch dieselbe Prothese.
- Nach zwanzig Jahren sind es 83 %.
Gründe für einen vorzeitigen Austausch können Infektionen, Instabilitäten, Frakturen oder selten Lockerungen sein.
Aufgrund verbesserter Operationsmethoden und Materialien wird erwartet, dass die Lebensdauer der Prothesen, die derzeit implantiert werden, höher ist als die in den Registern dokumentierten Daten älterer Technologien.