Irreparable Rotatorenmanschettenruptur

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Was heißt Irreparabilität?

Wenn die Sehne(n) der Rotatorenmanschette gerissen ist/sind, kommt es zu einer Degeneration (Alterung) der dazugehörenden Muskulatur. Die Muskulatur baut sich ab (Atrophie) und verfettet. Diese degenerativen Prozesse sind unabhängig von Inaktivität oder fettreicher Ernährung und treten auch bei sehr schlanken Menschen auf. Im gesunden Zustand bildet die Sehne mit der Muskulatur eine elastische Einheit – vergleichbar mit einem Gummiband.

Reißt die Sehne komplett, kann sie aufgrund der hohen Elastizität problemlos wieder an den Ansatzbereich zurückgezogen werden, wo sie spannungsfrei gut heilen kann. Solange die Muskulatur der Sehne keine Verfettung aufweist, bleibt diese elastisch und eine Reparatur ist möglich.

Mit der Zeit führt jedoch die fortschreitende Verfettung und Atrophie der Muskulatur dazu, dass die elastische Sehnen-Muskel-Einheit steif wird – vergleichbar mit einem Ledergürtel. In diesem Zustand ist es oft nicht mehr möglich, die Sehne an ihren Ansatz zurückzuführen. Falls dies dennoch gelingt, besteht ein hohes Risiko, dass die Sehne aufgrund der hohen Spannung nicht am Knochen anheilt. Die Verfettungsstufen werden nach dem französischen Arzt Goutallier in 5 Grade (0 bis IV) eingestuft. Je höher der Grad, desto schlechter die Prognose. Ab Goutallier Grad II gilt die Reparatur als sinnlos, und die Risse werden als irreparabel bezeichnet.

Wie schnell wird eine reparable Ruptur irreparabel?

Die Geschwindigkeit der Verfettung und Muskelrückbildung (Atrophie) ist nicht vorhersehbar. Studien zeigen, dass kleine Risse manchmal schnell an Größe zunehmen können, während große Risse auch nach Jahren keine wesentliche Progression der Verfettung aufweisen können. Daher lässt sich nicht sicher prognostizieren, wie schnell eine Muskelsehnen-Einheit verfettet.

Wegen dieser Ungewissheit wird bei kompletten Rissen mit entsprechenden Beschwerden und guter Muskelqualität (Reparabilität) eine frühe Reparatur empfohlen, da die Prognose in diesen Fällen sehr gut ist.

Wie kann eine irreparable Sehnenruptur behandelt werden?

Wenn Patienten schmerzfrei sind und ihre Alltagsaktivitäten uneingeschränkt ausführen können, ist keine Operation erforderlich. Bei eingeschränkter Lebensqualität (typischerweise durch Schmerzen oder schlechte Funktion) können biologisch jüngere Patienten mit einem Sehnentransfer behandelt werden. Dabei wird die irreparable Sehne durch eine andere Sehne ersetzt, um die Funktion des Gelenks zu erhalten.

Ob ein Sehnentransfer möglich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die ein Schulterspezialist anhand klinischer Untersuchungen und bildgebender Verfahren (Röntgen, MRT) beurteilt, z. B. Schultersteifigkeit, Anzahl irreparabler Sehnen, Zustand des Gelenks. Der Erfolg eines Sehnentransfers liegt bei etwa 70%. Langzeitergebnisse, insbesondere beim Latissimus-dorsi-Sehnentransfer, sind anhaltend gut. Es ist jedoch wichtig, realistische Erwartungen zu setzen, da die Operation in 30% der Fälle nicht das gewünschte Ergebnis liefert.

Falls ein Sehnentransfer nicht möglich ist, bleibt als letzte Option die inverse Schulterprothese.

Was kann eine inverse Schulterprothese leisten und was nicht?

Die inverse Schulterprothese wird hauptsächlich bei Patienten über 60 Jahren eingesetzt, wenn mehrere Sehnen der Rotatorenmanschette irreparabel sind. Die Erfolgsquote liegt bei 90 bis 95%, gemessen an der Zufriedenheit der Patienten ein Jahr nach der Operation. Die häufigsten positiven Rückmeldungen sind Schmerzfreiheit und Verbesserung der Überkopffunktion.

Die Prothese kann Schmerzen lindern und die Beweglichkeit des Arms nach oben verbessern. Einschränkungen bestehen jedoch in der Drehbeweglichkeit (Außen- und Innenrotation), die schwer vorherzusagen ist. Diese Aspekte müssen vor der Operation klar kommuniziert werden.

Risikofaktoren für ein unbefriedigendes Ergebnis sind: junges Patientenalter (insbesondere unter 50 Jahren), Gelenkinfekte in der Vorgeschichte, häufige Voroperationen und Schultersteifigkeit.

Wie lange hält eine inverse Schulterprothese?

Daten aus großen Prothesenregistern, wie dem australischen Register, zeigen, dass nach 10 Jahren 93% und nach 20 Jahren 83% der Patienten dieselbe Prothese behalten. Gründe für einen vorzeitigen Austausch können Infektionen, Instabilitäten, Lockerungen oder Brüche sein.

Aufgrund verbesserter Operationsmethoden und Materialien wird erwartet, dass die Lebensdauer der Prothesen weiter steigt, auch wenn dies erst zukünftige Studien bestätigen können.